Die Kirche besteht aus dem Kirchenschiff und dem Kirchenturm.
Der Kirchenturm wurde im romanischen Stil erbaut.
Dieser dicke, von Strebepfeilern gestützte Turm trägt ein schlankes, pyramidenförmiges Schieferdach. Einzigartig in dieser Gegend ist der Turmstumpf. Auf Grund von Beschädigungen im
18. Jahrhundert und den folgenden Ausbesserungen wurde, um Kosten zu sparen einfach ein Sockel um den Turm herum gebaut. Der Turm befindet sich, wie bei allen Kirchen auf der Westseite der Kirche. An dieser Stelle bietet sich auch ein Blick auf den Turm mit den Glocken und der Turmuhr an.
Der Turm beherbergt seit 1895 in einem Verschlag unter der Glockenstube die von F. Weule in Bockenem gefertigte Turmuhr. Seit 1998 ziert diese neue Zifferblätter.
Bis zum Jahre 1917 hingen im Turm drei Bronzeglocken, deren Geläut in D-Moll erklang. Die beiden großen Glocken waren aus dem 19. Jahrhundert und die kleine Glocke aus dem Jahre 1409.
Die beiden großen Glocken wurden im Jahre 1917 zu Kriegszwecken hergegeben. 1925 wurde das Geläut durch Gussstahlglocken ersetzt. 1941 wurde auch die kleine Glocke (1409) ein Opfer des Krieges.
Das Kirchenschiff weist in Richtung Osten und es wurde in gotischer Form erbaut. Um die Kirche herum befand sich früher ein Kirchhof (Friedhof). An den vereinzelt erhaltenen Grabsteinen ist dies noch gut zu erkennen. Der Eingang zur Martinikirche erfolgt durch das Südportal. Ein weiterer Eingang befindet sich hinter der Sakristei auf der Ostseite.
Wir betreten nun die Kirchenvorhalle. Auf der linken Seite sehen wir ein altes, ausgedientes Uhrwerk stehen. Dieses befand sich bis vor einigen Jahren im Glockenturm.
Unmittelbar vor dem Eingang zum Kircheninnern finden wir zwei Grabtafeln aus Sandstein. Bei der Aufnahme der alten Pflastersteine (1900) wurden diese im Altarraum freigelegt.
Sie haben dort wohl schon über Jahrhunderte „versunken und vergessen“ unter dem Fußboden gelegen. Sie zeigen zum einen den Freiherrn Wolf von Wrampe (gestorben 1605). Einer der letzten Sprosse aus dem Geschlecht der Wrampe (Wrampestraße), das bis 1654 den schon verwaisten Freien Sattelhof in Groß-Dedeleben in Besitz hatte.
Der zweite Grabstein zeigt die Nichte des Freiherrn Barbara von Hagenest, die 1593 im Alter von nur 16 Jahren starb. Beide Grabsteine haben durch die lange Lagerung im Erdboden sehr gelitten, sind aber sonst noch wohlerhalten.
Nun betreten wir den Kircheninnenraum. Unser Blick fällt auf den Altar und die Kanzel. Die Altarwand trennt die Sakristei vom Altarraum. Sie zeigt ausgeprägte Barockformen von malerischer, dekorativer Wirkung (1746). Auf der Altarwand befinden sich zwei Figuren, rechts Johannes der Täufer und links Jesus.
In die Altarwand wurde die Kanzel reingebaut. Über der Kanzel, auf dem Schalldeckel ist ebenfalls Jesus nachgebildet. Darüber befindet sich ein Ölgemälde, die Kreuzigung Christi darstellend. Eine Darstellung der Grablegung, in Öl gemalt, ist über dem Altar angebracht. Beide Gemälde sind in der Farbgebung gut, dagegen in der zeichnerischen Gestaltung wenig bedeutend. Das Thema dieses letzten Gemäldes ist etwas ungewöhnlich, da an dieser Stelle meistens eine Darstellung des Abendmahls zu sein pflegt. Vor dem Altar befindet sich eine Altarschranke, deren Abschluss jeweils ein Engel bildet. Diese beiden Engel tragen die Taufschale.
Interessant sind die vier großen Fenster im Altarraum mit ihrer schönen Glasmalerei (um 1900/Müller, Quedlinburg). Hierbei handelt es sich um Stiftungen hochherziger, der Kirche Wohlgesonnener Einwohner des Dorfes. Die Fenster zur Rechten, Jesus als guten Hirten und den Apostel Paulus, Vertreter des neuen Testaments darstellend, sind ein Geschenk der Witwe des Gutsbesitzers August Siehe. Vor den Fenstern steht ein Taufstein, dieser stammt aus der Zeit um 1900. Das eine Fenster zur Linken, eine Darstellung Johannes des Täufers und das vierte Fenster, welches Moses mit Gesetzestafeln zeigt, wurde Ostern 1912 von den Gutsbesitzern Theodor und Emil Schliephake zum Andenken an die Konfirmation ihrer Töchter gestiftet.
Zwischen diesen beiden Bildern, an der Nordwand der Kirche befindet sich eine Statue der Mutter Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Diese mit viel Kunstverständnis restaurierte Skulptur ist der Rest eines ehemaligen Flügelaltars, es ist eine feine und sehr gute Arbeit.
Wenn wir uns nun umdrehen, fällt unser Blick auf die Empore mit der Orgel. Über die Geschichte der Orgel fehlen uns leider sämtliche Belegstücke. Diese sind bei dem großen Brand 1673, der fast das ganze Oberdorf in Asche legte, mit der Pfarre und sämtlichen darin befindlichen Aktenmaterial verbrannt. Aus dem Archiv der Huysburg geht hervor, dass 1570 die Familie von Wrampe eine Orgel vom Kloster Huysburg für die Marienkirche gekauft hat. Da das Werk sehr klein war, erfolgte ein Umbau bereits um 1572. Bei der Renovierung der Kirche (1900) kam dann auch die Orgel zu ihrem Recht. Orgelbaumeister Voigt aus Halberstadt fertigte eine großartige Orgel mit vielen Stimmen. 1937 wurde ein erneuter Umbau der Orgel notwendig. Die Orgelbauanstalt Rühlmann aus Zörbig wurde mit diesem Umbau beauftragt. Im Herbst 1938 wurde das Werk vollendet.
Der Ortsname Dedeleben wird 1114 erstmals erwähnt. Die 1633 beginnenden Kirchenbücher enthalten eine Fülle historischer Notizen. Insbesondere hat der auch als Schriftsteller bekannte Pfarrer Johann Christian Ludwig Niemeyer (1803 – 1856; Amtszeit in Dedeleben) ausführliche Aufzeichnungen im Kirchenbuch hinterlassen.
Ihr Pfarrer Bernhardt
Lesen Sie hier einen interessanten Bericht über die Kirche Sankt Johannis. Entsprechende Fotos zum Inhalt sehen Sie auf den folgenden Seiten. Der Ausdruck wurde im Original übernommen.
Bearbeitet
von
Dr. Gustav Schmidt,
Gymnasial-Direktor in Halberstadt.
Herausgegeben
von der
Historischen Commission der Provinz Sachsen.
Halle a.d.S.
Druck und Verlag von Otto Hendel,
1891.
Pfarrkirchdorf mit Rittergut, 1785: 940, 1885: 1992 Einwohner, mit 5217 M. Acker, 1109 M. Wissen, 29 M. Gärten und 45 M. Weideland, 110 M. Holzungen.
Der Ort bildet eine Civilgemeinde, aber zwei Kirchengemeinden, Groß- (Süd-) und Nord- (Klein-) Dedeleben, die durch einen Bach getrennt werden: Groß-Dedeleben wurde früher auch wohl das
Oberdorf genannt.
Verschiedene ältere Namensformen des Ortes, der von dem Vornamen Dedo abzuleiten ist,
sind Dedeleve (1114),Dedanleve (1118), Dedenleibe (1164)
, Deddenleve (1189), Detdeleve (1212), Dedenleve (1230).
Kloster Huysburg erhielt 1114 in Dedeleben 5 Hufen vom Grafen Friedrich von Somerschenburg, erwarb 2 andere 1164, vier 1195 u.s.w., so dass es allmählich 16 Hufen mit einem dienstfreien
Hofe in Besitz hatte, aber nach der Rechnung von 1730/31 war der Hof selber verloren: 3 dienstfreie Hufen mit 6 Morgen gaben jährlich 101 Thlr. und 2 fette Gänse, die anderen 13 ¼ Hufen
und 45 Schwad Gras nur 35 Thlr. 10 Gr. und 5 Gänse. Außerdem hatte das Kloster von einer Breite 1 Thlr. 5 Gr., von der Breimühle (auch Breilmühle genannt) und der anliegenden Wiese, die
die von Hünecke hatten, jährlich 3 ½ Thlr. Lehn-Recognition und an Erbenzins 1 Thlr. 5 ½ Gr.: eine zu Acker gemachte Wiese hatte Kloster Badersleben in Pacht.
Auch andere geistliche Stiftungen hatten in Dedeleben Besitz, so das Goslarsche Stift S. Simon und Judä, über den die Grafen von Blankenburg bis 1298 die Vogtei hatten, Kloster
Michaelstein seit 1212, Kloster Königslutter seit seiner Stiftung: letzteres hatte auch das Kirchenpatronat von Nord-Dedeleben. Das Stift U.L. Frauen in Halberstadt hatte schon 1165 hier
2 Hufen mit 16 Litonen, und der damalige Probst Conrad erneuerte eine Vergünstigung seines Vorgängers Eberhard, dass die Hälfte der Litonen jährlich Zins zahlte und dafür vom Dienst mit
Wagen (vectura) frei war, während die andere Hälfte den Dienst zu leisten hatte und keinen Zins zahlte. Als 1230 der Großvogt des Hochstifts Dietrich auf seine
Vogtei-Gerechtsame in Dedeleben zu Gunsten des Bischofs verzichtete, versprach Bischof Friedrich die Vogtei dem Stift U.L. Frauen, sobald Ulrich von Dedeleben, der sie vom Großvogt zu
Lehn trug, gestorben sein würde. Aber erst 1259 gelang es, Ulrichs Sohn, nach mancherlei Streitigkeiten mit ihm und seiner Mutter, zum Verzicht zu bringen, so dass nun das Stift die
Vogtei über 24 Hufen, das Vorwerk, die Leute und die Worten bekam, die es in Dedeleben besaß. - 1465 finden wir Acker und Zins des Stifts Petersberg vor Goslar erwähnt.
Aus Regensteiner Besitz kaufte das Stift St. Bonifatii 1312 durch Vermittelung des Domcapitels 6 Hufen für 194 ¼ Mark. Die Grafen von Regenstein verzichteten 1352 auf alles, was sie an
Grund und Boden hier hatten, 1359 auf die Leute: so kam der Regensteiner Besitz an das Hochstift, doch schienen die Lehnsherren eines Hofes (s.u.) in Gross-Dedeleben geblieben zu
sein.
Das Rittergut in Nord-Dedeleben besaßen schon 1458 Hans und Wachsmuth von Kneitlingen: 1504 belehnte Administrator Ernst den Dietrich von Kneitlingen mit „dem Hofe, da der steinerne Thurm
steht“, nebst 7 Hufen und 7 Höfen, und dem Zehnten vom wüsten Glüsingen bei Dedeleben. 1631 wurden die von Hünecke, zuerst Johann Albrecht, mit dem Rittergutebelehnt, mussten sich aber
mit denen von Rintorf abfinden, die die Lehns-Exspectanz hatten: die Familie von Hüneckehat das Gut noch heute. 1667 wurden sie auch mit einem Hofe in Gross-D. belehnt, den die von Wrampe
als Regensteiner Lehn besessen hatten und dessen letzter Besitzer wegen eines Mordes flüchtig geworden und verschollen sein soll. Den Hof hatte nach den Wrampen zuerst der
Schauenburgische Leib-Medicus Dr. Ernst Nietze 1654-67 zu Lehn gehabt. Der Hof ist nicht erhalten, nach einem Brande sind mehrere Häuslingshäuser auf dem Platze erbaut, aber der Name lebt
noch im Munde der Einwohner. - Die von Hünecke erhielten 1681 noch einen freien Sattelhof im „Oberdorfe“ und hatten auch 40 Hufen in Pabstdorf gemeinschaftlich mit der Familie von Damm in
Braunschweig zu Lehn und 20 Hufen in Vogelsdorf.
Die Gebäude auf dem Hüneckeschen Gute sind meistens aus neuerer Zeit, an einer Scheune steht die Inschrift:
ANNO DNI 1557 HAT ASMVS KNETLINGEN
ANNA V. MENDESLO SEIN ELIH (!) GEMAL
DEISE (!) SCVRE VON GRVNT NEVE GEBVWET
und darüber die Wappen von Kneitlingen und Mendelsloh. - An einer andern Stelle befindet sich das Kneitlinger Wappen und ein zweites mit steigendem Wolfe, darüber C. (?) V.K 1597 | E.G.
d.i. erbgesessen. Am Herrenhause stehen die Namen und Todesjahre des Heinrich von Hünecke (gest. 1879 Okt. 6) und seiner beiden Gamahlinnen Charlotte von Bredow (gest. 1861) und Marie von
Knobelsdorf (gest. 1880). –
Der steinerne Unterbau des oben erwähnten Thurmes, sowie Spuren des Burggrabens und der Umwallung sind noch vorhanden.
Der Zehnten von Nord-Dedeleben, den das Stift U.L. Frauen besessen hatte, sollte 1835 mit 40000 Thlr. abgelöst werden, wofür zunächst eine jährliche Rentenzahlung eintrat.
Ministerialen von Dedeleben kommen schon 1164 vor; zu ihnen gehörten auch die erwähnten Vögte. Die Familie schein noch im 13. Jahrhundert nach Halberstadt gezogen zu sein und da
Bürgerrecht gewonnen zu haben.
Ein Pfarrer Reiner in Dedeleben wird 1282 genannt, aber ohne Angabe, in welcher der beiden Gemeinden: der Pfarrer Johann Mester-Everdes an der norden kerken 1465
dagegen gehörte ohne Zweifel Nord-Dedeleben an. 1363 finde ich einen Jacobus plebanus in forensi Dedeleve.
Die gothische Kirche U.L. Frauen in Gross-Dedeleben, deren Patronat bischöflich war, jetzt königlich ist, ist stark verbaut, aber in neuerer Zeit einigermaßen hergestellt. Sie hat einen
dicken romanischen Thurm, höchstens 2 ¼ mal so hoch als breit, jetzt wegen des seit dem Brande von 1673 (s.u.) mangelhaften Mauerwerks auf drei Seiten durch kolossale Eck- und
Strebemauern verwahrt, das mit Schiefer eingedeckte Pyramidaldach ist schlank. Auf der nördlichen Seite des Thurme sieht man noch ein ursprüngliches gekuppeltes Fenster von großer
Einfachheit.
Auf dem Thurme hängen 3 Glocken von 1,28 1,16 und 0,78 m Durchmesser. Die größte ist von Heinrich Engelcke in Halberstadt 1831 gegossen, die kleinste, von alter Form, hat keine Inschrift,
die mittlere, 1888 wegen eines Sprunges ungegossen, hatte früher die Inschrift:
Anno domini millesimo quadringentes° sexesimo nono.
maria est nomen meum, scte michael ora pro me.
Der Altarraum ist gerade abgeschlossen: in der östlichen Wand befinden sich 3 Fenster, das mittelste höher als die beiden anderen: auf der Altarwand oben eine Kreuzigung, darunter - wo
sonst eine Darstellung des Abendmahls zu sein pflegt – eine Grablegung. In der großen Treppenvorhalle steht eine Maria, wahrscheinlich der Rest eines früheren Altarschreins.
Unter den Kirchengefäßen befindet sich ein schöner silberner Kelch von guter Arbeit aus dem Jahre 1593, die 6 viereckigen Rotuli sind verziert, haben aber keine Buchstaben. Der sechsfach
gegliederte Fuss trägt als Signaculum ein Crucifix, darüber eine Taube, zur Linken Maria, die Figur des Johannes, die jedenfalls an der Seite stand, ist verloren gegangen. Auf einem
Blatte des Fußes steht das Wrampesche Wappen (drei dreizinkige Gabeln) darüber A-W, auf einem andern das Hagenestsche (eine Rose), darüber A V H. Die am Fuße herumlaufende Inschrift
lautet:
DISEN KELCH HADT DER EDLE VND ERNV. ADELOF WRAMPE VND
SEIN ELICHE HAVSFRAU ANNA VON HAGENEST AVS CHRISTLICHER (!)
LIBE GOTT ZV EREN DISER KIRCHE VND GEMEIN ZV GROSEN
DEDLEBEN VEREHRET. GESCHEHN ANNO 93.
Die Weinkanne (ohne Jahr) ist von Christian Friedrich von Hünecke (gest. 1836), die Oblatenschachtel 1709 von Dorothea Christine von Hünecke, geb. Brandt von Lindau, der Witwe des 1705
gestorbenen Johann Christoph von Hünecke, geschenkt und mit Inschrift und Wappen verziert.
Die Kirchenbücher beginnen mit dem Jahre 1670.
Die Johannes dem Täufer geweihte Kirche in Nord-Dedeleben, früher Patronat des Abts von Königslutter, jetzt des Braunschweigischen Consistoriums, bzw. Der herzoglichen Kammer, ist laut
Inschrift an der Sacristei 1726 (Matthias Friedrich von Hünecke schenkte 50 Thlr. dazu) umgebaut, 1806-08 aber mit neuem Dach und Gewölbe, neuem Gestühl und 3 Strebepfeilern versehen
worden, das Innere der Kirche ist 1844/45 erneuert: auch hier schließt der Altarraum gradlinig ab. Altar, Kanzel, Taufstein, und Fenster sind ein Geschenk des adlichen Gutes, das dafür
eine besondere Prieche erhielt. Die Orgel, die später umgebaut ist, kaufte David von Hünecke 1663 aus der Franziskanerkirche in Halberstadt. In der Kirche - an der Südseite – ist der
Grabstein des Asche von Kneitlingen (gest. 1593) eingemauert, der unterste Rand wird vom Fußboden verdeckt: der Verstorbene ist in fein ausgeführter Ritterrüstung, barhäuptig dargestellt,
in der Rechten den Dolch, in der Linken das Schwert, das über die beiden unteren Wappen herabreicht, der Helm steht zu seinen Füßen: rechts und links sind je 4 Wappen angebracht mit
Beischrift: v. Kneitling (2 Querbalken), v. Meyendorff, v. Breitske, d. Speigel, - v. Mendelslo, v. Gitten, v. Heimbruch, v. Mornholth. Die Inschrift
auf dem Rande lautet:
Anno 1593. den. 6 . April . in . der . nach . vmb. 11 . uhr . ist. der . Edle . Gestrenger . vnd. Ehrnveste . ascha . von . kneittlin . erbgesessen . alhie . vff . kleinen Ded …….. en . Der . Sohn . Godt . Gnedig . se . vn . dem . Leibe. eine. froliche. avferstehung. vorleihen. wollte.
Der Thurm ist der alte; er ähnelt in seiner etwas plumpen Form dem von Gross-D. und ist gegen 8 m breit, die pyramidale Dachform hat das Verhältnis 1:3 1/2 . 1835 und 1838 wurde er
ausgebessert, bei welcher Gelegenheit der „Braunschweiger Löwe“ an der Nordseite verloren gegangen zu sein scheint. An der Südseite befindet sich ein Kopf, der als der Kopf Johannes des
Täufers gedeutet wird, er sieht aber mehr aus wie eine Darstellung der Sonne, wie sie in älterer Zeit an Sonnenuhren angebracht zu werden pflegte. An derselben Seite steht unleserliche
Inschrift in einer Zeile, deren Schluss etwa so aussieht: ...... BſOPITEI. Led. Etwas weiter nach unten:
Rccccclxxi
iiii
Was wohl 1471 heißen soll, wenn man die untern 4 Striche als Berichtigung der 5 C ansehen kann. – Die 3 Glocken de Thurmes haben einen Durchmesser von 1,43 1,11 und 0,90 m. Die größte ist 1702 von Heiso Meyer in Wolfenbüttel gegossen, die kleinste 1604 von Borstelmann in Magdeburg, die mittelste 1500: sie hat an der einen Seite das Reliefbild einer Pietà, ihre Inschrift lautet:
anno doni m . ccccc. o rex . glorie veni cum pace . maria.
An der Nordseite des Thurmes ist das Erbbegräbnis für das Rittergut: auswendig Wappen und Epitaphien des Adrian Bernhard von Borcke, Obrist-Wachtmeisters im Regimente Bredow, (gest. in
Magdeburg 1771 Juli 24) und seiner Gemahlin Elisabeth Friderike von Hünecke (gest. in Magdeburg 1774 Sept. 9).
Unter den Kirchengefäßen befindet sich eine silberne Oblatenschachtel mit Blumengewinde, 1696 von Johann Christoph von Hünecke (gest. 1705) und eine Kanne, von den Brüdern Christoph
Friedrich (gest. 1836) und Heinrich Ludwig von Hünecke (gest. 1829) am 7. Okt. 1802 geschenkt: ein silberner Kelch hat als Meisterzeichen das Wappen der Stadt Halberstadt mit der
Jahreszahl 1696, sonst aber keine Inschrift.
Die Kirchenbücher beginnen 1633 und haben mancherlei historische Notizen, z. B. zu einer Taufe am 13. Sept. 1634: quo facto aufugismus dispersi; 1635: hic
annus fuit turbulentissmus, in quo saepe aedibus expulsi sumus, 1639 ist bemerkt, dass sich die Leute aus der Gemeinde wegen der Kriegsgefahren eine gute Weile jenseit des
Bruches haben aufhalten müssen, „da denn etliche gestorben und begraben sein“. 1641 heißt es: „allhier [zwischen 19. Apr. Und 7. Trin.] mangeln sehr viele, denn weil wir wegen der beiden
Armaden, so in D. gelegen, eine geraume Zeit in der Fremde uns aufgehalten, sind die Leute haufenweise an andern Orten gestorben“; damals wüthete die Pest hier, an der im benachbarten
Pabstdorf vom August bis Dezember 131 Personen starben. Zum 16. August 1673 ist gelegentlich einer Taufe zugefügt:
Eodem momento, quo puella haec ad baptismi fontem ferebatur, inter horas XII. et I. pomeridianas in casa Salome Lessen, obstetricis utriusque Dedelebii, sed in magno pago habitantis, ingens flamma ex improviso orta est, quae Euro ocior viginti et septem domos cum horreis frumento repletis aliisque ingentibus frugum acervis (rustici appellant korndimmen) corripuit: turris etiam in auram fastgiata conflagrata est et cum tribus campanis decidit, templi vero tectum ab igne correptum magna ex parte adhuc servatum est cum dimidia parte aedium domini pastoris domini Georgii Wilhelmi Streithofii [1670-1708], cuius horreum tamen frugibus etiam ad summum usque impletum a Vulcano veloci totum consumptum est. Et nisi dominus Deus noster alias aedes tam illius quam huius pagi custodivisset, essent forsan omnes sicut Sodom et Gomorrha.-
Aus Kirchenrechnungen aus der Zeit des 30jährigen Krieges sind erhalten. Ueber die Geschichte des Dorfes in neuerer Zeit, insbesondere auch über die Kriegsereignisse im Fürstenthum
Halberstadt seit Ende des vorigen Jahrh., hat ausführliche Aufzeichnungen der auch sonst als Schriftsteller bekannte Pastor Joh. Chr. Ludwig Niemeyer (1803-56, gest. als Emeritus 1857
März 23) im Kirchenbuche hinterlassen.
Nach Nord-Dedeleben ist der sogen. Kibitzdamm, ein Gasthof an der Straße nach Jerxheim, eingepfarrt.
Altar der Kirche Sankt Johannis.
Kirche Sankt Johannis.
Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde Sankt Marien und Sankt Johannis.
Dieses Relief zeigt Ritter Kneitling.
Am 23. März 1857, 85jährig, verstarb Dr. theol. Niemeyer in Dedeleben, wo ihm auch auf dem Kirchhof seiner Pfarrgemeinde Sankt Johannis
ein Denkmal errichtet wurde. Dieses sehen Sie auf den unteren drei Bilder.
Links sehen Sie Dr. theol. Niemeyer.
Hier sehen Sie Pastor H. L. Jeep. Er war von 1897 bis 1933 Pastor der Sankt Johannis Gemeinde. 1931 konnte er sein 40jähriges Jubiläum als Pastor feiern.
Davon war er 33 Jahre in Dedeleben tätig. Nachdem er 1933 in den Ruhestand ging, ist er nach Wernigerode verzogen.
Sankt Johannis.
Sankt Johannis im Februar 2008. So sieht diese Kirche leider zur Zeit aus.
Ab hier (untere 4 Bilder) und auf der folgenden Seite sehen Sie weitere Aufnahmen dieser Kirche vom 24. Februar 2008.
Relief in der Kirche.
Fotos aus dem inneren Teil der Kirche. Sie sehen den Rest der Decke mit den noch verbliebenen Deckenmalereien.
Inschriften an der Aussenseite.
Wie oft ist man schon durch die Kirchstraße gegangen und betrachtete die "alte" Kirche? Haben Sie dabei die kleine Besonderheit entdeckt,
welche sich an der Südseite des Turmes befindet (siehe Pfeil)? Dort befindet sich ein lächelndes Gesicht, gut zu sehen an den unteren Vergrößerungen.
Haben sich die Erbauer einen Scherz erlaubt oder ...? Ob sich diese Frage jemals beantworten lässt? Wenn bei weiteren Nachforschungen neue Erkenntnisse auftauchen,
werden Sie natürlich sofort an dieser Stelle informiert.
Die Glocke dieser Kirche wurde 1902 in Hildesheim hergestellt.
Das Uhrwerk von Sankt Johannis.
Wer sich wohl im Laufe der Zeit hier so alles verewigt hat (links).
Blick auf das teilweise eingefallene Dach des Kirchenschiffes.
Dedelebener Ansichten von "ganz weit oben".